Ambahla

Ein Sari kränzt
Das Haupt der Hijra
Ihr Lächeln verschnitt
Einst blutender Stahl.
Eitrige Matronen kastrierten
Gierig Schwanz und Hoden
Und feierten
Die grausige Walstatt
In heiliger Ekstase.
Und Du
Ambahla?
Mein Schreien, Bruder, schlachtete das Licht!

Der ewige Schnitt wird
Dir Schicksal sein
Still wirst Du verrecken in
Den grünen Wassern Bombays.
Aids wird Dich fressen und
Fressen werden Dich hungernde Freier
Dir den Körper zernagen
Schwarze Knochen belecken.
Und Du
Ambahla?
Meine Brüste, Bruder, sind meine Sonnen!

Narbige Scham schmückt
Das Stöhnen Deiner
todwunden Meister.
Die roten Lampen von
Kamathipuro
Sie tanzen Dein Leben
Wärmen Einsamkeit
Ratten
Dich.
Und Du
Ambahla?
Meine Vagina, Bruder, ist kalt und vernäht!

Wer atmet Trost?
Wer ist Dein Glaube?
Wer Deine Hoffnung?
Wer Deine Liebe?

Die Liebe ist jenseits Bombays
Die Liebe lebt
Im Schoße der Guru
Dort wo Du weinst
Wo Du nach langer Reise
Um Vermählung flehst
Wartest auf Deinen Helden
Im Dorfe Koovagam.

Dort liebst Du
Wirst Du eins mit Gott:
Krishna ist Deine Liebe
Ist Deine Hoffnung
Ist Dein Glaube.
Und Du
Ambahla?
Ich liebe, Bruder, liebe und leide voller Lust!

Hijra
Orgasmen brennen Fleisch zu Asche
Du läßt Dich besteigen
Deinen Gott zu ehren
Berauscht vom Fest der Zehntausend.
Herrin im Dunkel
Im Frühlicht stirbt
Aravan
Dein Gottgemahl
Für Dich und alle Eunuchen.

Du wirst im weißen Sari tanzen
Du wirst Witwe sein
Witwe – Ambahla!

Und: Witwe:
Kehrst Du dann heim
In die Schlünde Bombays
Saft zu säen
Aus salzigem Geschlecht
So frage Dich
Ambahla
Wie soll Aravan eine Hure lieben?

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